Anna Katharina Grauwiller
Geboren 1955 in Binningen, Schule für Gestaltung in Basel und autodidaktische Weiterbildung. Künstlerisch tätig bis zu ihrem Tod 1999.

Die Aussteller haben 2003 zur Erinnerung an die früh verstorbene Basler Künstlerin Anna Katharina Grauwiller eine Gedächtnisausstellung organisiert, dies auf Initiative des Basler Künstlers Hans Remond und mit der Unterstützung der Familie Grauwiller.

Anna Katharina Grauwiller, geboren 1955 in Binningen, wollte Malerin werden, hat aber nach nur einjährigem Besuch der Schule für Gestaltung Basel realisiert, dass sie einen andern Weg finden musste und bildete sich vor allem autodidaktisch aus. Sie legte grossen Wert auf eine sehr unabhängige Lebensweise und verdiente sich ihren Unterhalt mit Gelegenheitsarbeiten (u.a. als Zeitungsverträgerin oder Kellnerin), um bis zu ihrem frühen Tod (1999) stets künstlerisch tätig bleiben zu können.

Sie ging aus von der "naiven Malerei". In ihren Anfängen orientierte sie sich an der traditionellen Volksmalerei mit Darstellungen des Landlebens ("Bauernmalerei"), von Natureindrücken, Tierbildern, später auch Zirkus- und Stadtszenen (z.B. aus dem Kleinbasel, wo sie sich gerne aufhielt). Häufige Motive waren Kinder oder junge Frauen aus der alternativen Szene, Intérieurs und Tiere und ihre Beziehungen zu Menschen (oder auch Menschen und ihre problematischen Beziehungen zu Tieren).

In unserer Gedächtnisausstellung versuchten wir, sämtliche Schaffensperioden zu dokumentieren.

Anna Katharina Grauwiller malte stets mit unglaublicher Präzision und Konzentration, detailverliebt, oft mit Lupe und feinstem Pinsel. Sie stellte an sich höchste Qualitätsansprüche und ihre Technik wurde von Arbeit zu Arbeit ausgefeilter. So entstanden in minutiöser Arbeit meist kleinformatige Bilder, die aber dank ihrer klaren Komposition und der malerischen Strahlkraft gross wirken.

Was uns berührt und vielleicht auch betroffen macht, wenn wir rückblickend an die Ausstellung denken: wie sich in die harmonische, liebevoll geschilderte Realität je länger, desto stärker etwas Hintergründiges hineinschiebt. Zwar zeugen auch die letzten Bilder immer noch von Sehnsucht nach dem Schönen, Harmonischen, Tröstlichen. Aber stetig wächst das Andere, das schwierig zu benennen ist. Verletzbarkeit? Vereinsamung? Verwundung? Verzweiflung? Verlassenheit? Verpuppung? Verschliessen? Für den Betrachter stimmt die Gleichzeitigkeit von Sehnsucht und Verzicht wehmütig, für die Malerin war es vielleicht ihr Wesen.

Der Maler Hans Remond hat sich bei zwei Bildbetrachtungen wie folgt ausgedrückt:

"Über das Katzenbild" - Der weiss gekachelte Raum muss für die Katze, die eine blutende Maus im Maul hat, unheimlich sein. Sie selbst hält eine Beute fest, ist jedoch zur gleichen Zeit in ihrer eigenen Existenz bedroht durch die eben erwähnte Umgebung, die für sie eine Tötungsstätte sein könnte: Tierarztpraxis, Schlachthaus, Forschungslabor. Die Idylle, in der sich der Betrachter eine Katze vorstellt, ist nicht vorhanden."

"Über das tote Mädchen" - Sie liegt friedlich und verträumt da, Arme und Hände hinter den Kopf gelegt. Ist sie überhaupt tot? Weil die Bodenfläche wie aufgestellt wirkt, bekommt die Figur etwas schwebendes. Oder liegt es daran, dass kein Horizont im Bild vorhanden ist? Der steinige Boden steht in einem starken Kontrast zur lieblichen, fast puppenhaften Bekleidung des Mädchens. Diese lila-duftige Farbgebung steigert den Ausdruck des Schwebens noch. Gleichzeitig hat das schmale längliche Format des Bildes etwas von einem Grab."