Manfred E. Cuny:
Geboren 1959 in Basel. Ausbildung zum Bildhauer in Basel und Paris. Entwicklung der Backsteinskulptur- , der Betonrohrskulptur- und der Betonplattenskulptur-Technik Lebt und arbeitet in Basel

"Als Bildhauer interessiert mich weder das Material, noch die Form, noch das Sujet. Nur das In-Eins-Fallen dieser drei Komponenten interessiert. Zu einem „Spannungszusammenhang“ verbunden, machen sie das Thema des Werks anschaulich."

Manfred E. Cuny


Für Manfred Cuny:

"Die Skulpturen von Manfred Cuny kommen mir immer gescheiter vor als ich bin ...". Da sind diese Backsteinköpfe. Köpfe? Nein: der "brickhead" (amerikanischer Slang-Ausdruck für Dummkopf) bin ich. Ich überschaue sie als Ganzes - was als erster Kontakt wohl nicht falsch ist -, aber sie wollen vor allem im Einzelnen gesehen werden und zeigen sich dann als alles andere den "Backstein-Köpfe". Ueberhaupt nicht Köpfe, sondern, wenn man sie à niveau studiert – architektonische Kompositionen: Kleine Tempel, Schreine, komplexe Gefüge, bei denen das, was man nicht sieht – was man jedenfalls auf den ersten Blick nicht sieht – die Hauptsache ist: Raum! Aussenraum. Innenraum. Das ist auch der Kern und die künstlerische Absicht dieser Skulpturen aus Backsteinen. Durch das "rosa" (= backsteinfarbene), behauene Material mit weissen Fugen werden nach aussen Raumfragmente (Nischen, Balkone) gebildet, deren Wände im Innern "Räume" bergen. Im Extremfall sieht man diese nicht oder nur durch einen schmalen Spalt, aber diese oft einsehbaren und manchmal so gut wie unsichtbaren Höhlen sind das eigentliche Thema der Arbeit des Künstlers... Dies ist das Hauptanliegen das Künstlers: mit Konfigurationen von soliden Körpern Räumlichkeit schaffen."

Reinhold Hohl (1929-2014), Kunsthistoriker (Auszug aus der Dokumentation zur Ausstellung "Gehäuse" von 2006)


"Es gibt für mich zwei entscheidende Vorteile der von mir gewählten Materialien: Das eine ist, dass die Industrie das Material liefert, Materialien, die mit dem heutigen wirtschaftlichen Leben verbunden sind ... Das andere ist die Formbarkeit des Materials. Es gibt ja sehr viele Materialien auf dem Baumarkt, z.B. Plastikröhren oder Metallbauteile, aber diese sind nicht formbar. Ich könnte sie nicht selbstständig umformen, wie dies beim Backstein möglich ist. Ich suche die Möglichkeit, das was mir die heutige Welt liefert, mir anzuverwandeln, wobei die ursprüngliche, gelieferte Form immer noch spürbar und ablesbar bleibt."

"Zwei Pole, das Architektonische und das eher Organische?- Ja, ich habe grosse Freude an Polaritäten, oder noch besser gesagt an Paradoxien. Eine Paradoxie ist, wenn ich dies richtig verstanden habe, wenn zwei Elemente, die sich ausschliessen, gleichzeitig sich gegenseitig bedingen: eine paradoxe Situation, das ist, was ich in der Kunst ganz allgemein suche."

"Das Spirituelle kann man kaum vermeiden. Aber ich umgehe die Ausdrücke "Spiritualität" oder "spirituell" nach Möglichkeit, weil es sonst meist so tönt, als ob dies eine Art "Sonderkapitel" wäre. Das "Spirituelle" ist eine Selbstverständlichkeit, bei einer künstlerischen Arbeit darf man dies als vorhanden voraussetzen. Statt "spirituell" würde ich eher das Wort "poetisch" verwenden. Nicht im literarischen Sinn verstanden, sondern eher so: Malerei und Bildhauerei machen Freude, weil sie zeigen, dass alles in der Welt grundsätzlich für den poetisch empfänglichen Menschen gleich interessant, gleich spannend, gleich überraschend sein kann...".

"Ich habe von den drei Komponenten geschrieben: dem Sujet oder dem Gegenstand, dann vom Material, was auch Technik, Handwerk bedeutet. Zum Dritten die Form, die Gestaltung, Formgebung. Es kommt dort aber noch ein viertes Stichwort dazu: das THEMA. Die drei Komponenten sind alle benennbar, das Material kann man genau bezeichnen, das Sujet kann man erkennen, die Form, d.h. einige ihrer Eigenschaften, kann man zumindest umschreiben. Das Thema aber, glaube ich, kann man mit Worten nicht benennen. Das Thema ist das "Atmosphärische", das "Geheimnisvolle", das "Lebendige" - eben die Ganzheit aller drei Komponenten. Das Thema muss anschaulich werden, nicht sagbar. Zeigbar, sichtbar, nicht sagbar."

Auszüge aus einem Gespräch mit Manfred E. Cuny anlässlich der Ausstellung "Gehäuse", 2006